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Freitag, 24. Mai 2019

Transferfarben – vom Papier auf den Stoff gebügelt

Sabine vom Jeromin-Werkladen in Mannheim hatte schon wieder ein Lockmittel im Programm, dem ich nicht widerstehen konnte: geheimnisvolle Zauberfarben, die es möglich machen, ohne großen Aufwand Motive auf Stoff zu bringen.  
Mit DEKA-Transferfarben funktioniert das wunderbar schnell und einfach. Die Farben lassen sich verdünnen, andicken oder mischen, ganz nach den Erfordernissen der Verarbeitungsweise. Momentan sind 11 kräftige Farben erhältlich. Zusätzlich gibt es sie auch in transparent. Übereinander gebügelt summieren sie sich zu weiteren Mischtönen.

Die Farben werden zuerst auf einfaches Druckerpapier gestrichen und dann mit einem Schutz aus Backpapier auf Synthetikstoff umgebügelt. Es eignen sich auch Organza, Satin, Brautstoffe und halbtransparente Stoffe wie Chiffon. Nach dem Bügeltransfer sind die Stoffe fixiert und können normal gewaschen werden.


Natürlich hat sich das Team in Mannheim wieder etliche Techniken und Variationen dazu einfallen lassen. Das Schichten mehrerer Farben bei stufenweisem Verschieben von Masken (Reservierungstechnik) hört sich erst einmal simpel an, birgt aber unendliche Möglichkeiten. Zwischen Farbtransferpapier und Stoff liegen dabei selbstgeschnittene oder gerissene Papierschablonen, Blätter, Blüten, Pflanzen oder geeignetes Material aus dem eigenen Fundus. Alles ist möglich, was flach und hitzebeständig ist. Die Ergebnisse sind mehr oder weniger planbar. Erfahrung und Geschick entstehen beim Tun.


Auch mit Laserkopien haben wir experimentiert, Motive mal positiv und mal negativ umgebügelt, spiegelverkehrt oder seitenrichtig erscheinen lassen. Das erfordert dann schon ein bisschen mehr Grips und Übung.




Diese Technik mit ihren vielen Möglichkeiten hat bei mir natürlich wieder ganz groß eingeschlagen. Ich konnte kaum aufhören zu „bügelmalen“, sodass ich nun am Ende vier wunderschöne Kladden und etliche Grußkarten aus den Stoffen machen konnte. Mal sehen, wer davon etwas erben darf.

















Hier sieht man das siebartige Gewebe des feinen Stöffchens in der Vergrößerung.




Dienstag, 2. Mai 2017

MINC – ein kleiner Workshop und die Möglichkeiten

Zu Fünft trafen wir uns am letzten Wochenende zu einem kleinen MINC-Workshop bei Andrea von KartenVerRücktMelanie, Silke, Judith und ich.

Eigentlich ist der Hype um die MINC von Heidi Swapp ja schon fast ein alter Hut und das Gerät, mit dem wir arbeiten wollten, war sich der Sache wohl bewusst. Nach 2 Jahren jungfräulichen Daseins im Karton verweigerte die chice, teure Edelmaschine prompt beleidigt den Dienst. Zum Glück hatte Andrea noch ein herkömmliches Laminiergerät im Schrank. Statt des Carrier Sheet nutzten wir Backpapier, um die getonerten Motive mit der hauchdünnen Metallfolie sicher durch die Walzen zu befördern, auf das beides nach Art des Thermodrucks zu einem glänzenden Ganzen verschmilzt. Schön wäre gewesen, zu sehen, ob die MINC mit ihren 5 Heizstufen wesentlich bessere Ergebnisse liefert, aber wir waren mit dem was wir hatten trotzdem zufrieden.
  
Nun mal der Reihe nach. Was braucht man denn eigentlich, um Papier, Kork, Folie oder Stoff mit der zarten Metallfolie auf Hochglanz zu bringen? Eigentlich reichen 3 Dinge:
  • Die durchgestylte MINC im chicen Design, ein von Heidi Swapp für den Scrapbooking-Markt neu durchdachtes und überarbeitetes Laminiergerät, erhältlich in 2 Größen für Durchlauf-Breiten von 6 und 12 Inch, also ca. 15 und 30 cm. Ersatzweise ein herkömmliches  Laminiergerät, das heiß genug wird. Auch Bügeleisen wurden schon erfolgreich getestet.
  • Dann Reactive Foil, die Metallfolie, die es mittlerweile in mindestens 17 Farben gibt.
  • Und entweder etwas mit Toner Gedrucktes (Laserdrucke, vorgefertigte MINC Embelishments, Paper Pads, Buchstaben usw.) oder mit HS Reactive Produkten Eingefärbtes. Alle diese Medien enthalten Bestandteile (Kunstharz, Polymer) ähnlich den Inhaltsstoffen des Lasertoners. Sie werden unter Hitzeeinwirkung klebrig. An diesem Kleber haftet die Beschichtung der Folie und bringt unsere Motive zum Glänzen.
Neben den zahlreichen vorgefertigten Druckvorlagen zur MINC-Serie sind HS Reactive Produkte als Farbe (Reactive Paint), Paste (Reactive Screen Ink), Stift (Toner Pen) und Spray (Reactive Mist) erhältlich. Darüber hinaus hat die überaus geschäftstüchtige Frau Swapp jede Menge zusätzlicher Artikel auf den Markt geworfen, die das schöne MINC-Logo tragen und sicher wird es etliche begeisterte Fans geben, die unbedingt einen MINC Heißluftföhn, eine MINC Unterlage oder MINC Pinsel haben wollen. Sinnvoll könnte vielleicht noch der Rollenschneider (Rotary Cutter) sein. Schablonen haben die meisten von uns ja sowieso zu Hause. Erwähnt seien in dem Zusammenhang die Siebdruck-Schablonen (Art Screens), auf die ich weiter unten noch näher eingehen werde.
Soviel zur Theorie. Dann fangen wir mal an.

REGEL NR. 1: Immer alles gut trocknen lassen. Auf keinen Fall feuchte Farbe/Paste durch die MINC laufen lassen, sonst wird alles durch den Druck der Walzen gequetscht und verschoben!
REGEL NR. 2: Immer alle getonerten Bereiche mit Folie oder Papier abdecken, damit Carrier Sheet und Walze sauber bleiben (ggf. mit Reinigungs-Alkohol säubern)! Überstehende Folie klebt NICHT an den Laufrollen, was klebt ist das Kunstharz/Polymer im Toner und in den Reactive-Produkten.
Zur MINC-Serie werden wie bereits erwähnt beschichtete Papiere, Schriftzüge, Kärtchen Buchstaben usw. in großer Auswahl angebotenen. Einfachste Möglichkeit ist, diese vorgefertigten “Reactive Embelishments“, Designpapier „MINC Paper Pads“ und wie sie alle heißen, zu benutzen. Die Konturen der  Ausstanzungen bleiben durch das MINCen erhalten, so dass noch nicht einmal etwas ausgeschnitten werden muss.
Eigene schwarz-weiß Motive kann man im Copyshop  mit guten Laserprintern auf z.B. 180 g Papier drucken lassen. Je satter der Toner ist, desto besser werden die MINCs.
„Reactive Foil“, die Metallfolie, wird in der gewünschten Farbe und der nötigen Größe zurecht geschnitten und mit der glänzenden Seite nach oben auf das zu folierende Motiv gelegt, um es dann zwischen dem mitgelieferten Carrier Sheet oder ersatzweise einem gefalteten Bogen Backpapier gerade durch die vorgeheizte Maschine laufen zu lassen. Zum Schluss einfach ohne Abkühlzeit die Folie abziehen und fertig ist unser Eye-Catcher. Nur die mit Toner bedeckten Stellen haben die Folie angenommen. Das sieht super schön aus und ist kinderleicht.
  
Die recht erheblichen Mengen von Folienresten (je mehr ..., desto mehr …) haben wir in ihrer Negativ-Version als Karten-Hintergründe genutzt. Dazu MINC Reactive Paint mit dem Pinsel auf weißes festes Papier aufgetragen und nach ca. 30 Minuten Trocknungszeit auf die übliche Weise geminct.
  

Eine andere Resteverwertung wäre, Kleber, der nach kurzer Trockenzeit den Zustand von halb klebrig erreicht (Fingerprobe), aufs Papier aufzutragen. Mit Kleberollern geht es gut und auch mit Klebestiften. Darauf kann man die Folienreste kleben – abziehen - kleben – abziehen - kleben – abziehen – bis alle Klebestellen von Hand beschichtet sind und nichts mehr klebt. Was kann man dann damit machen? Irgend etwas ausstanzen zum Beispiel.
Wer einmal mit dem MINCen anfängt, hört so schnell nicht mehr auf und bald sucht man nach anderen  Anwendungsmöglichkeiten und Techniken.

  

MINC Reactive Paint

Mit der sehr flüssigen, klaren MINC Reactive Paint und einem Pinsel könnte man z.B. Punkte aufs Papier malen, mit Washi abklebte Bereiche ausmalen, ausgestanztes Papier, Graupappe usw. anmalen, auf Minc Vellum (Transparentpapier), Acetat, Canvas usw. frei Hand zeichnen und diese Werke folieren. Ich habe Reactive Paint mit einem Schwämmchen vorsichtig durch eine Maske aufs Papier getupft. Das Ergebnis war etwas „shabby“, weil die flüssige Farbe teilweise unter die Schablone gelaufen ist - das ergab eine für mich wunderschön unregelmäßige Struktur.
  

MINC Reactive Screen Ink

Die wesentlich festere MINC Reactive Screen Ink ist eine Paste, die für die Verwendung mit Art Screen Schablonen (Screen Printing = Siebdruck) erdacht wurde. Diese speziellen Schablonen sind auf einem feinen Siebmaterial gearbeitet. Der Vorteil ist, dass sich auf diesem Sieb filigrane, nicht zusammenhängende Motive wiedergeben lassen und so z.B. Schriftzüge nicht mehr zwangsläufig hohle Buchstaben haben.
Art Screen Schablonen besitzen eine haftende Rückseite. Sie werden aufs Papier gelegt und die MINC Reactive Screen Ink mit einem Spachtel oder einer Scheckkarte durchgestrichen. VORSICHT! Die Paste trocknet rasend schnell und ihr solltet alles sofort unter fließendem Wasser säubern oder mit Baby-Feuchttüchern abwischen, sonst verklebt das feinmaschige Netz.
Wegen der sehr schnellen Trocknung eignet sich Reactive Screen Ink auch hervorragend fürs Drucken auf Folie, wo Motive mit flüssiger Farbe schnell verlaufen würden.
    

HS Color Shine Sprayfarben

Da Wasserfarben wie die HS Color Shine Sprayfarben keine reactive-Bestandteile enthalten, kann man mit ihnen und den Thermodruck-fähigen Medien tolle farbkräftige Motive mit hochglänzenden Effekten gestalten. Ihr könntet z.B. mit einer Art Screen Schablone und Reactive Screen Ink ein Motiv aufs Papier bringen und dieses nach dem Trocknen mit Color Shine aus- oder übermalen, indem ihr einen Klecks auf eine Unterlage sprüht und von dort mit dem Pinsel die Farbe aufnehmt. Wasserfarbsprays sind untereinander mischbar, mit Wasser verdünnbar und auch nach der Trocknung wieder anlösbar.
Zweite Möglichkeit: die Spayflasche gut schütteln und einfach über die trockenen Reactive Screen Ink-Bereiche sprayen. Eventuell mit Küchenpapier absaugen und dann ab durch die MINC. Sehr edel! Color Shine nimmt keine Folie an, aber das mit Screen Ink produzierte Motiv.

 Karten von Andrea, Melanie, Silke und Judith


MINC Reactive Mist

MINC Reactive Mist (farbloser, reagierender Spray) eignet sich für Kleckse. Der Sprühkopf macht keinen feinen Nebel, aber wer liebt nicht diese kleinen und großen Tropfen oder die Sprenkel-Straßen? Und denkt daran: Grundsätzlich immer alle getonerten Bereiche komplett mit Folie abdecken, bevor sie durch die Maschine laufen. Auch den feinsten Sprühnebel.

  

MINC Toner Pen

MINC Toner Pen ist ein Stift zum Zeichnen oder Ausmalen von Motiven auf allen erdenklichen Materialien. Funktioniert super. Ich habe einem Pudel damit ein goldenes Halsband gemalt und finde es wunderschön.

HS Clear Magic Medium

Um Stempelabdrücken metallischen Glanz zu geben, eignet sich HS Clear Magic Medium, das mit Hilfe eines Schwämmchens auf den Stempel aufgetragen wird. Nach dem Abdruck schnell den Stempel reinigen und erst nach dem Trocknen folieren. Alternative Methode: einen Stempelabdruck mit VersaMark + Embossingpulver erhitzten, dann mincen. Die Ergebnisse habe ich leider noch nicht vergleichen können.
Schichtweiser Aufbau von MINC-Folien in verschiedenen Farben ist möglich. Jede folgende Schicht deckt die darunter liegende ab. Schichtenweise Benutzung unterschiedlicher Reactive-Medien funktioniert, wenn jede Schicht separat foliert wurde.
Es gibt unzählige weitere Methoden und etliche Medien anderer Hersteller, die unter Hitzeeinwirkung klebrig werden. Was nirgends nachzulesen ist, würde ich erst einmal testen, bevor ich an die guten Stücke gehe und mir etwas versaue. Wer risikobereit ist, kann aber auch „happy accidents“ erleben. Und immer dran denken: es ist alles NUR PAPIER !!