Mittwoch, 28. März 2018

Muster Mittwoch März 2018 – Streublümchen-Collagrafie


Materialdruck kennen die meisten von euch sicher aus der Schulzeit. Collagrafie, wie ich sie im Textilstudio Speyer Ende letzten Jahres kennengelernt habe, ist sowas wie der Materialdruck für Erwachsene, denn es gibt noch eine Menge Tricks und Kniffe, die über das einfache Zusammenkleben von Materialien zum Zwecke des Drucks hinaus gehen.

Ich war im Workshop mit meinen Werken nicht zufrieden und wollte zu Hause in Ruhe noch mal ganz neu ansetzen. So habe ich mir das Thema „Streublümchen“ aus Michaelas Muster Mittwoch herausgepickt, aber um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin wieder nicht zufrieden mit dem, was ich zustande gebracht habe und werde sicher noch ein paar mal in dieser schönen Technik arbeiten, bis ich sagen kann: ich hab den Bogen raus!



Eigentlich geht es ganz einfach. Man besorgt sich eine Trägerpappe (Passepartout-Karton eignet sich am besten, denn der lässt sich in Schichten ablösen, so dass Vertiefungen entstehen.), dazu Material mit reliefartiger Oberfläche wie z.B. Tapetenreste mit Prägemuster, Spitze, Wolle, Gardinenreste, Obstnetze, Tüll, Leinen, Stoffgewebe, Pflanzen, Blätter, Gräser, Leim, Klebebänder wie Krepp usw. Aus diesen Materialien klebt man eine Collage. Man kann sie zum Schutz ganz oder teilweise mit Klarsichtfolie oder Alufolie überkleben. Das wirkt sich dann natürlich auch auf das Ergebnis aus. Meine Streublümchen sind übrigens geprägte Pailetten.




Auf einer Glasplatte wird wasserlösliche Tiefdruckfarbe (Öldruckfarbe) mit einer Rolle ausgewalzt und die fertige Druckplatte damit eingefärbt. Zum Bedrucken ist glattes (strukturloses) Aquarellpapier am Besten. Das sollte etwas feucht (aber nicht nass) sein, damit es sich besser an die vielen Unebenheiten auf der Platte anschmiegt. Da die wenigsten wohl eine Druckerpresse zu Hause haben, schneidet euch einfach eine Filzplatte für die Big Shot (Stanz- und Prägemaschine aus dem Scrapbooking Handel) in der Größe einer Plexiplatte und benutzt diese stattdessen auf der Seite des zu bedruckenden Papiers. Je nach Dicke eurer Druckplatte müsst ihr mit zusätzlichen Papierlagen und der Multiplatte der Big Shot ein bisschen spielen, bis ihr den richtigen Abstand für den Druck gefunden habt. Hört sich kniffelig an, ist aber total einfach.




Wer viel Zeit und Kraft hat, aber keine Big Shot, der kann auch einen Handabrieb versuchen oder Nudelholz, Flasche, Löffel zu Hilfe nehmen und damit zwecks Übertragung der Farbe über das Blatt reiben bzw. walzen, aber …. Mädels …. mir wird solch ein Abdruck nicht gleichmäßig und kräftig genug! Stanz- und Prägemaschinen wie die Big Shot gibt es schon ab 80 EUR und das ist eine sinnvolle Investition. Ich brauche sie ständig. „Ein Leben ohne Big Shot ist möglich, aber sinnlos!“ sage ich immer. Ja, es gibt auch andere Fabrikate, also informiert euch und ihr werdet sehen.




Wir sind beim Thema Collagrafie und jetzt kommen die Tricks. Ihr habt einen Druck und der gefällt euch nicht. Was kann man machen? 

Man kann z.B. eine zweite Farbe über die erste drucken. Vollflächig oder in Teilbereichen. Dazu wäre es gut, die Lage der Druckplatte schon beim ersten Durchgang auf dem Papier zu kennzeichnen, damit der Passer stimmt.

Detail

Detail

Man kann die Druckplatte verändern, z.B. Strukturen hinzufügen wie Kratzer oder Linien, die man mit dem Skalpell ritzt. Man kann Flächen flach ausschneiden und die oberste Pappschicht abheben, um Vertiefungen im Niveau zu erreichen. Man kann weitere Materialien wie Tesa, Malerkrepp, Nagellack, zerknüllte Alufolie usw. aufbringen und so neue Strukturen entstehen lassen.



Ich habe gerne zwischen Druckstock und Aquarellpapier ein paar Blätter oder Gräser gelegt, die dann als Silhouette erscheinen.

Oder Blätter von Bäumen mit Farbe berollt und damit einen Abdruck aufs Papier gesetzt. „Naturdruck“ nennt sich sowas.

Detail Naturdruck


Bei meinen nächsten Collagraphien muss ich dran denken, dass weniger auch manchmal mehr ist. Ich liebe es schlicht, hab aber einen Hang dazu, zu viel aufs Blatt zu bringen. Wahrscheinlich ist es das, was mir an meinen Werken nicht gefällt. Und ich werde mir noch einige dieser tollen (teuren) Tiefdruckfarben besorgen. Sie sind nach einem Tag wischfest, aber erst nach 3 - 4 Wochen richtig knochentrocken. Sie sind so fein, dass selbst kleinste Strukturen wie Blattgerippe detailgenau wiedergegeben werden – besser als Linoldruckfarbe es kann.






Unerwünschte Farbe lässt sich übrigens mit Baby-Feuchttüchern und Wattestäbchen schnell vom Druckstock entfernen, ist aber dann zack zack an den Fingern. Ich habe mir nach jedem Druck die Hände mit Wasser und Seife gewaschen, denn die Farbe verteilt sich rasch überall.

So, genug Text für heute. 

Ich bin dann mal Eier bemalen ;-)  Mit Streublümchen, versteht sich  :-)

ela



7 Kommentare:

  1. Wunderschöne Komposition! Deine Drucke sind richtig toll geworden! Das wäre auch etwas für mich. Die Streublümchen sind Vergissmeinnicht, oder?
    Liebe Grüße von mir und schöne Osterfeiertage!
    Solveig

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  2. Ich bin beeindruckt, wie genau die feinen Blattstrukturen herauskommen, besonders auch beim Ghingko-Blatt! Es sind doch ganz tolle Blätter bei dir entstanden, aber ganz ehrlich, was mich stört, sind die Streublümchen. Siehste, diese Technik habe ich auch noch nie probiert, habe auch keine Bigshot und keine Öldruckfarbe, aber wenn du sagst, dass es mit einem schweren Nudelholz auch geht...
    Ach je, was man doch immer alles so probieren möchte... bei mir ist jetzt erst einmal Schreibenüben angesagt.
    Liebe Grüße Ulrike

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  3. Wow, das ist wirklich sehr beeindruckend und sieht richtig gut aus - und mit den Blättern hast du dich schon gut ins April-Thema der Papierliebe eingestimmt :-) Eine tolle Technik und die bietet Platz für viel Augenweide!
    LG. Susanne

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  4. Sehr spannend! Toll zu sehen, wie sich auch die feinsten Äderchen der Blätter abdrucken. Wahrscheinlich bist du jetzt dauernd auf der Suche nach weiterem Material für die Collagrafie. LG Christiane

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  5. die drucke sehen sehr toll aus und da bekommt man lust, es dir sofort nachzutun. besonders die gingkos sind großartig! allerdings schrecken mich die kosten für diese "maschine" und die farben sehr. außerdem müsste ich wohl erstmal einen kurs besuchen, denn das klingt ganz schön kompliziert. ich glaube, ich probiere im sommer erstmal ecoprints zu machen ;)!
    liebe grüße
    mano
    liebe grüße
    mano

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  6. Tolle Ergebnisse und überhaupt: ein toller Blog, in dem ich länger stöbern werde. Schön, Dich gefunden zu haben!
    Ich muszte erstmal googeln, was Big Shot ist, lese ja öfter von Prägemaschinen, ohne je solche gesehen zu haben... Würde mich schon reizen, denn das ist (im Gegensatz zu selbstklebenden Motivteilchen etc.) ein vielseitig verrwendbares Ding für eigene Einfälle. Da gibt es gleich so viele Möglichkeiten. Nur musz ich bei meiner Rente da erstmal etliche Monate drauf sparen - aber auf meiner Wunschliste stehts jetzt ganz oben.
    Frühlingssonnenscheingrüsze
    Mascha

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  7. Ahh, jetzt weiß ich, wie das schön bedruckte Blatt entstanden ist, was du mir jetzt mitgeschickt hast! Auch an diesen Bericht von dir kann ich mich doch auch noch genau erinnern, meine Güte, auch schon wieder drei Jahre her! ...und eine Big-Shot habe ich noch immer nicht, grins!
    Liebe Grüße - Ulrike

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